„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“ Joh. 12,24

Ein Wort Jesu, das er in Jerusalem unmittelbar nach seinem triumphalen Einzug in diese Stadt gesprochen hat und nur wenige Tage vor seiner Hinrichtung. Jesus kennt seinen Weg, er ist bereit ihn zu gehen und er spricht zunächst nur von seinem Sterben, bzw. der Auswirkung. Doch zwei Verse weiter wird deutlich, dass diese Aussage in gleicher Weise und uneingeschränkt allen Menschen gilt, die ihm nachfolgen wollen. Und da wird es jetzt ganz spannend:
– Jesus zwingt niemand, ihm nachzufolgen – aber wer ihm nachfolgen will muss wissen, dass er keine „Frucht“ bringt, wenn er nicht bereit ist, „in die Erde zu fallen“ und „zu sterben“.
– „In die Erde fallen“ und „sterben“ bedeutet für mich: Ich gebe mich hin – in Gottes Namen und nach seiner Weisung – auch wenn es mich das Letzte und Schwerste kostet – auch wenn es jeder menschlichen Logik widerspricht – auch wenn meine Selbstverwirklichung „auf der Strecke“ bleibt oder meine persönlichen Ziele unerreichbar bleiben.
– Ich bin der festen Überzeugung, dass nicht der Christus-Nachfolger, der sich ganz für andere Menschen einsetzt und dabei auf mancherlei in seinem Leben verzichtet, vereinsamt. Vielmehr der Mensch, der sich selbst immer mehr zum Mittelpunkt wird, der in seinen Gefühlen und Gedanken ständig um sich selbst kreist und der es gerne hätte, dass andere ständig um ihn kreisen, der vereinsamt.
– Für die Christus-Nachfolger bleibt unser Wochenspruch eine lebenslängliche Herausforderung und Zumutung!
Der Kirchenvater Augustinus hat die Lebenshaltung und das mit ihr verbundene Geschick in folgendem Bild ausgedrückt: Die Traube, welche die Kelter der Leiden scheut, wird von den Spatzen gefressen. Er will sagen:  Wer sein Leben nicht einsetzt in der Nachfolge Christi für andere, der kann nicht mit anderen zusammen ein kostbarer Wein werden. Aus dessen Leben wird „Spatzenfutter“.
Ich denke auch Martin Luther King ist es mit Gottes Hilfe gelungen, „Weizenkorn“ zu sein: Sein gewaltloses Leiden und sein Einsatz für die Ärmsten in der Gesellschaft haben „viel Frucht“ erbracht und wirken bis heute fort.
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Fastenzeit.
Werner Heiter